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SÜDKURIER + Badische Zeitung - 23. August 2003
SÜDKURIER SOMMER-ALPHABET
„Es
muss ja nicht so extrem sein“
Heute: H
WIE HUNDSTAGE
Schwörstadter Helmut Kohler betreibt seit Jahren
eine eigene Wetterstation
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Diesen
Sommer macht „Sirius“, dem „Hundsstern“, alle Ehre. Nach ihm
benannten die alten Griechen einst die Hundstage. Sie liegen
zwischen dem 23. Juli und 23. August, wenn die Sonne „Sirius“ am
nächsten steht.
Allerdings nicht jedes Jahr bringt „Sirius“ solch hohe Temperaturen
wie diesen Sommer. Das belegten die Wetterdaten von Helmut Kohler.
Der Schwörstädter betreibt seit einigen Jahren eine private
Wetterstation und zeichnet die Messwerte fein säuberlich auf.
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Dass die ersten zehn Augusttage heiß waren, bekam jeder zu spüren,
aber dass die durchschnittliche Höchsttemperatur mit 37,8 Grad
Celsius um immerhin 15,1 Grad höher liegt als im Vorjahr (22,7 Grad)
überrascht dann doch etwas.Die absolute Höchsttemperatur hat Kohler, den Wetter und Wolken
schon von Kindheit faszinieren, mit 40,3 Grad am 9. August gemessen.
Auf genau diesen Wert kam Jörg Kachelmann von Meteomedia Schweiz
schon vier Tage zuvor. Der bekannte Wettermann betreibt überall
verteilt Wetterstationen, eine davon steht im schweizerischen Möhlin.
Die Überschreitung der 40 Grad-Grenze in Möhlin rief unter
Wetterkundlern eine heftige Diskussion hervor, stieg das Thermometer
in Rheinfelden an diesem Tag nur auf knapp über 35 Grad. Woraufhin
Kachelmann sich an Kohler wandte mit der Bitte, hinüber nach Möhlin
zu fahren und einen Blick auf die Wetterstation zu werfen, die der
Schwörstädter völlig unversehrt antraf.
„Kachelmann begründet die Temperaturdifferenz mit Fallwinden, die
Möhlin und auch Schwörstadt erreichen, jedoch nicht unbedingt
Rheinfelden“, erklärt Kohler. Enorm wichtig für eine Wetterstation
ist ihre Lage. Die Anlage von Kohler steht hinter seinem Haus in der
Schulstraße am Rande des Ossenbergs. Also nicht ganz ideal, möchte
er etwa die tägliche Sonnenscheindauer messen. Deshalb ist es
Kohlers Wunsch, in der Nähe seiner Firma am Ortsausgang von
Schwörstadt nach Rheinfelden auf freiem Feld eine weitere
Wetterstation einzurichten.
Für Wettervorhersagen fühlt er sich allerdings nicht zuständig, doch
rät er: „Für uns hier ist der Schweizer Wetterbericht am
zuverlässigsten“- und daher für ihn ein tägliches Muss.
Auffallend, so Kohler, seien mittlerweile die Wetterextreme. „Ich
bin mir sicher, dass es hier noch keine 40 Grad hatte“, sagt er. Und
den für die Natur so wichtigen Landregen über zwei oder drei Tage
gebe es überhaupt nicht mehr. Der Boden ist extrem trocken und weist
Risse auf, wie er sie nie zuvor gesehen hat. Nach seiner
persönlichen Einschätzung des Jahrhundertsommers befragt, sagt
Kohler: „Mir würden auch 25 Grad reichen. Hundstage müssen schon
sein, aber nicht so extrem.“
Helmut Kohler leitet seine
Wetterdaten nicht nur täglich an SWR 3 weiter, sondern via Internet
auch noch an andere Wetterdienste. Das war selbst der Frankfurter
Allgemeinen Sonntagszeitung nicht entgangen, denn in Ihrem
Silvesterrätsel tauchte unter 20 Fragen diese auf: „Wie viele
Niederschlagstage gab es im Jahr 1998 in Schwörstadt in
Baden-Württemberg“. Was auf der Gemeinde zu einem wahren Boom an
Anrufen führte, auch deshalb, weil Helmut Kohlers Wetterdaten auf
der Internetseite von Schwörstadt nicht zu finden sind, jedoch unter
der Adresse www.dossenbach.de.
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